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  • Erwin Peter Kandel

Rote Haare

Aktualisiert: 7. Okt.



Ach wie schwer hatten es die Kinder, die in der “guten alten Zeit” rothaarig auf die Welt kamen. Ihr Leben – ein einziger Leidensweg. Rote Haare galten als hässlich, ja auch als unheimlich. “Das arme Kind…”, seufzten Mütter, Großmütter und Tanten. Die Rothaarigen wurden verspottet, ausgelacht, oft ausgestoßen. “Rote Haare, Sommersprossen sind des Teufels Volksgenossen” hieß einer der Spottverse, die man den Rothaarigen nach rief.

Ganz anders heute. Rote Haare sind “in”, sind modisch, gelten als “supergeil”. Rot ist die Modefarbe. Und wer keine roten Haare hat, das sind immerhin nicht wenige, der färbt sie sich. Tonnenweise rote Farbe wird in Deutschlands Frisörläden auf Frauen – und gelegentlich auch auf Männerköpfe – geschüttet. Von Inge Meysel, der Großmutter der Nation, über Senta Berger, der ewig jungen Salondame, bis hin zu den Supermodels. Rothaarig sind sie alle, rothaarig muss man heute sein.

Während die älteren Damen ein dezentes Braunrot bevorzugen, wählen Vierzehnjährige ein grelles Feuerrot. Vorbilder gibt es genug: Meister Eders Pumuckl zum Beispiel oder Sams, der Held des Kinderbuches, oder die ewig junge Pippi Langstrumpf mit ihrem frechen roten Haarschopf. Längst vorbei die Zeiten, als in einem Lied des niederbayerischen Musikers Haindling ein Mädchen klagte: “Iich hoab roude Hoar, feierroude Hoar sugoar, und drum mooch mi’ aa der Franzl ned, und drum is …”

Bleibt nur die Frage, was demnächst die Top-Haarfarbe wird. Vorboten entdeckt man bereits in der Punkerszene: ein grelles Grün oder ein knalliges Blau – wer weiß? Bei den Modefrisören liegen die Farbvorräte sicher schon bereit.


M.R.



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